Diese Triebfeder von Gier, Hass und Unwissenheit lässt uns in den acht weltlichen Winden trudeln die Samsara umwehen.
Dabei können wir durchaus Vorlieben für ein oder zwei Windpaare haben:
Die 8 weltlichen Winde
Diese Winde treiben uns zwischen Zuneigung und Abwehr hin und her.
Es geschieht automatisch, also reaktiv; ohne dass wir uns dieser Dynamik bewußt sind.
Diese Winde sind vier Gegensatz Paare:
Gewinn und Verlust
Wir können entspannen, wenn unser Bankkonto voll ist und Projekte erfolgreich verlaufen.
Droht uns ein finanzieller oder materieller Verlust verfallen wir leicht in Panik.
Liebe / Zuneigung und Abneigung
Was machen wir nicht alles dafür, dass wir geliebt werden. Oft opfern wir unsere eigenen Interessen, um die Zuneigung und Liebe der Anderen zu erhalten.
Wenn wir Ablehnung erfahren, kann uns das sehr verletzen und wir reagieren mit Scham, Kränkung und Abwehr.
Sinnesfreude und Schmerz
Wenn das Badewasser kalt und die Suppe versalzen ist werden wir unmutig. Ist die Badetemperatur angenehm und die Suppe schmeckt, hebt das unsere Stimmung an.
Schmerzen malträtieren uns und wir wollen sie loswerden damit wir uns wieder wohl fühlen.
Lob und Tadel
Wir möchten etwas darstellen in der Welt. Wir streben einen guten sozialen Status an und freuen uns über unseren Titel, die Beförderung oder das gut laufende Yogastudio.
Wenn wir sozial in eine untere Schicht rutschen oder keiner mehr in unsere Yogakurse kommt, weil unser Stil nicht mehr gewünscht ist, fühlen wir uns ausgegrenzt und abgewertet.
In Samsara zieht uns Raga die Schlange, hin zu dem was uns freut und nährt und dvesha der Hahn, lässt uns das bekämpfen, oder fliehen was uns schadet. Da dies meist ohne innere Bewußtheit geschieht avidya, sind wir Gefangene dieser unbewussten reaktiven Dynamik. Wir sind in diesen Impulsen gefangen und reagieren sie aus.
Was hilft? „Dem Angenehmen nicht zugewandt und dem Unangenehmen nicht abgewandt“,
lautet die Übungsanweisung für Gleichmut uppeksha.
Karma
Der zweite Ring des Rades hat eine helle Hälfte, in der edle Wesen emporsteigen und eine dunkele Hälfte, in der geschundene Wesen herabsinken.
In dieser Abhandlung beziehe ich mich auf einen Grundlagentext des tibetischen Buddhismus von Jigme Lingpa „Der Schatz der kostbaren Qualitäten“, aus dem 17.Jahrhundert.
Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung ist im Buddhismus eng mit dem ethischen Verhalten im Denken, Fühlen und Handeln verbunden, denn Karma (sanskrit) bedeutet tun.
Karma kann unmittelbar wirken. Wenn ich zum Beispiel jemanden beschimpfe entsteht sofort ein unangenehmer Konflikt. Vordergründig scheint Karma wie ein Ablasshandel zu funktionieren: Negatives Karma führt uns in die unteren drei der sechs Bereiche, zu den Höllenwesen, den Hungergeistern oder in das Reich der Tiere. Gutes Karma hingegen ermöglicht einen Aufenthalt oder Wiedergeburt in den drei höheren Bereichen: bei den Göttern, den neidischen Göttern oder im Menschenreich. Die sechs Bereiche werden Thema der nächsten Ausgabe sein.
Wann immer wir uns mit den Inhalten der 8 weltlichen Winde zu stark identifizieren asmita erzeugen wir Karma. Daher begünstigen folgende Faktoren unsere Kleshas und damit die Entstehung von Karma:
Sorge um Wohlstand und Macht, um den sozialen Status, Sorge um unser Erscheinungsbild und um unsere Jugendlichkeit. Das Bedürfnis als gelehrt zu gelten, geiziges Festhalten am Wohlstand, Fokus auf sich selbst und den eigenen Besitz, Heuchelei als Quelle einer unzuverlässigen und hinterlistigen Haltung, Trägheit, Eingebildetheit, Verlangen, Groll, Gerissenheit.
Um negatives Karma zu minimieren ist es gut, folgendes zu vermeiden: Töten, stehlen, sexuelles Fehlverhalten, lügen und sich berauschen - dies sind die fünf Silas, die ethischen Regeln im Buddhismus. Des weiteren gilt eine Zwietracht säende Sprache, wertloses Geschwätz, scharfe Worte, Gier und Habsucht, böse Absichten und falsche Ansichten als negatives Karma erzeugend.
Die karmische Saat
Um einen klaren karmischen Impuls zu erhalten braucht es
eine Motivation, eine Handlung und die Befriedigung über die Wirkung der Tat.
Dabei spiel die Beständigkeit unserer Absicht, unsere Entschlossenheit und die Abwesenheit von Zweifeln eine Rolle.
Ich möchte den Job wechseln, bewerbe mich und bekomme eine neue Stelle, über die ich mich freue.
Wenn Motivation, Handlung und Befriedigung nicht eindeutig sind, wirkt der karmische Impuls schwächer: Versehentlich stoße ich auf dem Bürgersteig eine alte Dame an, die hinfällt. Hier gab es keine Motivation und keine Befriedigung also keinen karmischen Impuls. Es hängt aber auch davon ab, wie ich mich dann verhalte. Gehe ich einfach weiter, oder kümmere ich mich um die alte Frau? Oder: ein Vogel fliegt in meine Windschutzscheibe und stirbt. Keine Motivation, keine Handlung, keine Befriedigung und obwohl der Vogel tot ist, entsteht keine karmische Wirkung.
Die Saat kann bitter oder süß sein und so wird auch die Pflanze, die aus dem Samen entsteht bitter oder süß. Um zur Reife zu gelangen, brauchen Sie die richtigen Bedingungen. Säe ich einen Kaktussamen am Nordpol, wird nichts passieren. In der Wüste hingegen wird er keimen und ein Kaktus werden. Wann ein Samen zur Reife gelangt ist daher ungewiss. Manchmal geschieht es schnell, oder er wird latent über mehrere Leben hinweg getragen bis die Umstände dafür günstig sind.
Unsere Gewohnheiten verfestigen Karma, denn wenn ich immer wieder das gleicht denke, fühle und danach handele, wiederhole ich den Impuls im Laufe eines Lebens unzählige Male.
So sprach Buddha einst zu seinen Schülern: „In den Gewohnheiten, ihr Mönche, wohnt unser Karma.“
Der Dalai Lama sagt in seinem Buch Samsara, Nirvana und Buddha Natur:
„Um Befreiung zu erlangen, welches die Beendigung der unkontrollierten Wiedergeburten in Samsara ist, müssen wir die trüben Verschleierungen klären, welche diese Bewegung in Gang halten. Diese sind avidya, die Ignoranz und alle Verwirrungen, die dadurch entstehen, sowie die Samen, die durch diese Verwirrungen entstehen. Wenn die Kleshas einmal überwunden sind, kann das Karma, welches Wiedergeburt verursacht, nicht länger reifen.“
Der tibetische Lehrer Namkai Norbu sagte in seinen Belehrungen über das Vajralied: „Wenn du viele aufgewühlte Emotionen erzeugst, entsteht viel Karma. Als Resultat erscheint Samsara. Wenn du das Wissen hast, kannst du diese Emotionen in die wahre Natur des Geistes zurückführen.“
Die karmische Speicherdatei
Karmische Samen lagern sich in den Alayavijnana ein, jener Ort in den tiefen Schichten unseres Bewusstseins, an dem Erkenntnisse aus unserem Urgrund selbst heraus entstehen.
Der Alayavijnana wird von Regina Ray in ihrem Buch: „Indestructible truth, The living Spitituality of Tibetan Buddhism” S. 253 folgendermaßen erklärt:
„Unser Seinszustand umfasst viele Ebenen des Bewusstseins. Wir sind so viel mehr als nur unser Ego. Unter unserem Ego befinden sich tiefere und subtilere Bewusstseinsebenen, bis hinunter zu unserer Buddha-Natur. Je tiefer wir gehen, desto offener ist unser Seins-Zustand. Auf diesen tieferen Ebenen entstehen unsere Emotionen, Reaktionen und Gewohnheitsmuster.
Auf den tieferen Ebenen des Bewusstseins beginnt sich die Trennung zwischen mir und anderen aufzulösen…
Dort wo Äußeres und Inneres nicht mehr getrennt sind, wird unser Karma aufgezeichnet. Somit sind auch Ereignisse, die von außen kommen, auf Karma zurückzuführen.“
Im nächsten Teil geht es um die sechs Bereiche, die im dritten Ring des samsarischen Rades dargestellt sind.